Ende der Fahrt
Bin in Portland angekommen und die 1750 km lange Autofahrt (ab Lamatrip, zudem vorher auch gut 1000 km gefahren) ist zu Ende, muss morgen mein Auto abgeben. Fühle mich wie ein Ballon, dem die Luft abgelassen wurde; die Stadt interessiert mich nicht die Bohne. Ich liebe ja shopping sehr – kann aber nichts kaufen, da nirgends mehr Platz ist für Bücher oder Dinge. Heute muss alles in die zwei Koffer und den Rucksack gezwängt werden – übermorgen gehts mit dem Greyhound nach Vancouver.
Das Gefühl von ‚travellin‘ oder ‚on the road‘ ist Geschichte, leider. Hätte locker nochmals 1000 km cruisen können – die verschiedenen Landschaften sind faszinierend. Und: im Unterschied zum letzten Jahr, wo ich oft in strömendem Regen fuhr, gab sich der Wettergott diesmal gnädig: blau, oft dramatische Wolken und moderate Temperatur.
Was ist so toll am Fahren? Well, als Laien-Geologe studiere ich die vorbeiziehende Landschaft, die Täler, die Berge am Horizont, die Bilder setzen sich in meinem Kopf zu einem Film zusammen, der mir Ahnung verschafft über Drainage Patterns, Flussläufe, Lavaflows, Strassenverläufe und mehr. Ich lasse diesen Film ab und zu ablaufen und sehe – fast wie ein internes Google Earth – wie das Band der Strasse in der Landschaft lag. Mache mir Gedanken darüber, wie diese Landschaft entstanden sein könnte, wie die ersten Strassen und Eisenbahnen geführt wurden, warum hier und nicht dort. Hier im Nordwesten ist ja alles sehr trocken und ohne Bewässerung geht gar nichts. Nur Flussläufen entlang ziehen sich grüne Bänder durch die Landschaft. Siehe Karte am Ende des Post. Viel ist bewässert mit den typisch runden Feldern, deren Form sich ergibt durch die langsam um einen Einspeisepunkt sich drehenden Rohre auf vielen Rädern. Die Landschaft in Idaho und Oregon und Washington wurde ja durch sehr dramatische und katastrophale Ereignisse geformt: die unendlichen Lavaflows vor sehr langer Zeit und die unglaublichen, Eiszeitlichen Floods (bis 1 mio kubikmeter pro sec) durch das Auslaufen von Lake Bonneville (vor 17’000 Jahren) und des mehrmaligen Auslaufens des Lake Missoula.
Dazu beim Fahren gute Musik: smooth Jazz, Grateful Dead, Elvis oder Country und auch ab und zu NPR. Ab und zu eine Zigi beim offenem Fenster, cruising eben.
I already miss it!
Noch was zur Geologie: falls ich nochmals geboren werde (was ich allerdings in keinem Fall weder hoffe noch glaube), werde ich Geologie studieren.